Angst und AD(H)S

Das stille AD(H)S - in Träumen verlieren

Ängste Blockaden Vermeidungsangst, Angst sich zu blamieren, Scham, Zwänge

 

 

 

 

 

 

 

 

„MUTIG ZU SEIN BEDEUTET NICHT KEINE ANGST ZU HABEN; SONDERN ES TROTZDEM ZU TUN“

 

Im Vergleich zu hyperaktiven treten bei allen hypoaktiven AD(H)S Kindern, Ängste früher, häufiger und intensiver auf.
Ängste als Leitsymptom bei AD(H)S ohne Hyperaktivität bleiben unbehandelt bis ins hohe Alter bestehen und verstärken sich. 20-40% der Erwachsenen leiden unter neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Angststörungen. Leider wird dies bis heute in der Diagnostik noch viel zu wenig berücksichtigt und verursacht sehr viel Leid bei den Betroffenen und deren Umfeld. 

Ein hypoaktives Kind wird von den Eltern nicht selten als sehr selbstbewusst wahrgenommen, weil es einen starken Willen im Vermeidungsverhalten seiner Ängste zeigt. So setzt sich das Kind meist durch, mit Licht einzuschlafen oder im Bett seiner Eltern zu nächtigen aus der Angst davor verlassen zu werden oder Dunkelheit etc..

 AD(H)S Betroffene erfahren schon früh durch ihr soziales und emotionales Verhalten, sowie auch aufgrund kognitiver eingeschränkter Leistungen (meist verlangsamt) negative Rückmeldung. 

So werden sie innerlich verunsichert und im Aufbau eines positiven Selbstbildes dauerhaft verhindert. Alltägliche altersentsprechende Anforderungen führen bei AD(H)S Kindern dann schon schnell zur Überforderung durch Blockaden und Ängsten. Dies zeigt sich in Form von Versagensängsten, Angst von Mitschülern ausgelacht zu werden, Angst einen Raum mit vielen Menschen zu betreten, kritisiert zu werden, Angehörige zu verlieren, Angst vor Gespenster, Einbrecher oder der Angst verrückt zu sein, abgelehnt oder nicht geliebt zu werden.

 Ängste zusammen mit Vermeidungsverhalten verstärken die ohnehin stark ausgeprägten Probleme mit dem Selbstwert, so wie Stressbewältigung und beeinträchtigt erheblich das Arbeitsverhalten. So entsteht oft ein Teufelskreis den es zu durchbrechen gilt.

Aus Ängsten können sich dann Phobien entwickeln, die sich durch ihre zwingende Übermacht aufdrängender Befürchtungen, durch Unbegründetheit und durch den meist erfolglosen Widerstand von Ängsten unterscheidet. Besonders häufig sind sie bei Betroffenen ohne Hyperaktivität.

 

Phobien gehen immer Hand in Hand mit ausgeprägten Vermeidungsverhalten und werden zu einem belastenden Langzeitproblem. Dies schränkt die Lebensqualität erheblich ein.

 

Deshalb ist es enorm wichtig Ängste und deren Ursachen früh zu erkennen. Bei Kindern mit AD(H)S lassen sich Ängste durch angepassten Erziehungsstil relativ rasch beseitigen, sofern diese als Folge einer AD(H)S früh erkannt werden. 

(Helga Simchen „Die vielen Gesichter des AD(H)S“ 5. Auflage 2020)

 

Aber auch bei Erwachsenen kann durch das bewusst machen von Stärken, wertschätzender Kommunikation, Achtsamkeitsmeditation und/oder Entspannungstechniken, Akzeptanz, Struktur und dem Wissen neurobiologischer Hintergründe, ein positives Selbstwertgefühl wieder hergestellt werden. Hier ist es natürlich zusätzlich sehr hilfreich, wenn das unmittelbare Umfeld des Betroffenen (Eltern, Lehrer, Erzieher, Chef, Kollegen, Partner, Trainer, Großeltern etc.) mitwirkt. Die Behandlung mit Methylphenidat oder Amphetaminen ist häufig viel hilfreicher, als ein Antidepressivum. Oft werden die Leiden durch Antidepressiva noch verschlimmert. Leider weigern sich noch viele Ärzte, vor allem durch den Mehraufwand an Diagnostik und Bürokratie, dies zu verschreiben, obwohl es für viele Menschen den Alltag wieder erträglicher machen und meist auch weitaus weniger Nebenwirkungen auftreten würden.