Erschöpfung ist keine Depression

Über 80% der erwachsenen ADHS-Betroffenen leiden an einer seelischen Begleiterkrankung. Dabei sind Angsterkrankungen und Depression bis zu 10 Mal häufiger.

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Mein größtes Anliegen ist es, Fehlinformationen und Vorurteile über AD(H)S-Betroffene aus der Welt zu schaffen

 

Vor allem möchte ich deutlich machen, dass wir diese unkonventionelle und kreative Art zu Denken und zu Handeln in unserer Gesellschaft dringend brauchen. Waren es doch häufig berühmte ADHS` ler, die sich mutig in Gefahr brachten und für Politik, Gesellschaft und Gerechtigkeit kämpften. Oder auch sehr hilfreiche Erfindungen, wunderbare Musik oder andere Kunst produzierten und so die Welt vorangebracht und schöner gemacht haben.

 Genau das tun sie auch heute noch, doch unsere Gesellschaft hat sich verändert und die typischen Stärken sind zwar vorhanden, doch werden von den „vermeintlichen“ Schwächen schon früh in den Hintergrund gedrängt und viel zu oft komplett verschüttet.

Die Stigmatisierung und die Vorurteile die sich u.a. durch Bezeichnungen, wie das „Zappelphilipp – Syndrom“ noch verstärken hält sich leider v.a. in Deutschland hartnäckig seit Beginn der 70er. Ein Artikel eines Mannes in der Washington Post löste damals eine Welle aus, die obwohl sich die Diagnosekriterien u.a. schon längst geändert haben und somit auch der Umgang mit dem zu Unrecht verteufelten Ritalin, hartnäckig halten.

 

All das können wir nun nicht mehr nachvollziehen und ich möchte auch nicht ausschließen, dass eventuell früher etwas zu leichtfertig mit Stimulanzien umgegangen wurde. Das trifft aber auf heute nicht mehr zu. Wir haben strenge Kriterien und Diagnosevorgaben. Ein bloßer Verdacht oder eine Empfehlung reichen hier schon lange nicht mehr aus, sondern es wird heute eine umfassende Diagnostik gemacht, die die Befragung der Entwicklung, körperliche Untersuchungen, psychosoziale Umstände und Familie beinhaltet, sowie LRS/Rechenschwäche und Intelligenztests.

 

Bedauerlicherweise ist es aber nun heute so, dass viele Fachärzte und Therapeuten nicht auf dem neusten Stand sind. Teilweise nicht mal im Studium etwas über ADHS erfahren haben und Betroffene deshalb viel zu oft unverrichteter Dinge wieder wegschicken oder falsch behandeln.

 Sehr häufig wird viel zu schnell, v.a. bei Erwachsenen, aber traurigerweise auch schon bei Jugendlichen eine Depression festgestellt und medikamentös behandelt (was die ADHS Symptomatik oft noch verschlimmert) bevor überhaupt nur ansatzweise die Möglichkeit einer ADHS in Betracht gezogen wird. Unzählige Leidensgeschichten vieler Betroffener werden dann verschlimmert und um zermürbende Jahre verlängert.

Ein wirklich kompetenter Diagnostiker kennt ADHS in jedem Lebensalter und weiß, dass sich ADHS nicht „auswächst“.

 

Literaturverzeichnis:

Cordula Neuhaus „ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ (2016) 4. Überarbeitete Auflage

adhspedia.de

Helga Simchen „Die vielen Gesichter des AD(H)S“ Begleit- und Folgeerkrankungen richtig erkennen und behandeln